Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Samstag, 28.05.2011

Speed auf Rollen und Kufen

Sport: Die Brüder Pascal und Etienne Ramali sammeln Titel und haben die jüngste Abteilung der TGS Walldorf gegründet

Wenn Etienne und Pascal Ramali ihre Speedskates anziehen, um fürs Foto ein paar Runden zu drehen, dann ist das, als wären die acht Rollen ihr eigentliches Fortbewegungsmittel. Kein Wunder, schließlich machen die beiden in ihrer Freizeit von Kindesbeinen an kaum etwas anderes.

Das Ganze fing recht harmlos an: Pascal Ramali fuhr gern mit seinen Inlinern auf der Pipe vor dem Walldorfer Jugendzentrum. „Eigentlich wollte ich dann aufs Eis, aber meine Mutter hatte zufällig in der Zeitung was über Speedskaten gelesen, und da hab ich mir das mal angeschaut“, erinnert sich der Vierundzwanzigjährige. Damals war Pascal elf Jahre alt und sofort von dem schnellen Sport begeistert.

Auch der kleine Bruder Etienne, zu dieser Zeit acht Jahre alt, kam mit zum Sportverein Blau-Gelb Groß-Gerau – und war ebenfalls gleich infiziert. Anfangs spielten die beiden Walldorfer bei der TGS noch Handball, doch mit zunehmendem Erfolg drehte sich bald alles nur noch um die schnellen Rollen. „Irgendwann muss man sich entscheiden“, sagen die Brüder, die von Beginn an drei bis vier Mal die Woche auf der Bahn hinter dem Groß-Gerauer Hallenbad trainierten, übereinstimmend. Im Teenageralter steigerte sich das Pensum auf sechs Mal die Woche, meist zwei Einheiten pro Tag. Trotz dieses enormen Zeitaufwands haben Pascal und Etienne Ramali Schule und Sport unter einen Hut gebracht und an der Bertha-von-Suttner-Schule ihr Abitur gemacht. „Irgendwann ist das Alltag, dass man nach dem Training noch was für die Schule macht oder vor der Schule trainiert. Man muss sich die Zeit gut einteilen“, sagt Pascal. Dass sich Disziplin und Zeitaufwand gelohnt haben, zeigt die lange Liste an Titeln, die die Walldorfer gewonnen haben. Etienne Ramali war mehrfacher Deutscher Juniorenmeister im Speedskating, ein Mal Junioren-Europameister und drei Mal Dritter bei der Junioren-EM. Außerdem war er mehrfach Deutscher Meister und erreichte beim „Berlin Marathon“ unter mehr als 1000 Fahrern den fünften Platz. Pascal Ramali gewann ebenfalls mehrere deutsche Titel, war zwei Mal Vize-Europameister, drei Mal Dritter bei der EM und vor zwei Jahren als einziger Deutscher für die World Games der nichtolympischen Sportarten qualifiziert.

„Der Traum von Olympia ist aber immer noch da“, sagt Pascal Ramali. Das ist auch einer der Gründe, weshalb die beiden Brüder sich zusätzlich noch aufs Eis begeben. „Es ähnelt sich von der Technik her, aber man sieht schon die Unterschiede“, erklärt Etienne Ramali, der sofort in den B-Kader der Nationalmannschaft aufgenommen wurde. Beide Walldorfer fahren auf dem Eis bevorzugt die Strecken, mit denen sie auch auf Rollen erfolgreich sind. Während Pascal sich Sprintstrecken verschrieben hat, bevorzugt sein 21 Jahre alter Bruder lange Distanzen, so dass beide keine Konkurrenten sind. Trotz seines sportlichen Engagements studiert Pascal Ramali nebenher noch Maschinenbau, während Etienne ins Sportförderprogramm der Bundeswehr aufgenommen wurde. Derzeit ist er für den Sport freigestellt und hofft, dort noch ein Jahr weitermachen zu können. „Ich habe aber auch noch einen Studienplatz für Business Law in Wiesbaden, falls es nicht klappt. Sportlich wäre das aber ein Rückschritt“, sagt er. Überhaupt hofft der junge Sportler auf ein interessantes Angebot aus Berlin oder Erfurt, den führenden Trainingszentren für Eisschnelllauf. Dort ließen sich Ausbildung und Sport verbinden. Pascal Ramali peilt beim Eisschnelllaufen die Qualifikation für den Weltcup an, auch wegen Olympia.

Seit kurzem ziehen die Brüder Ramali bei Wettkämpfen kein blau-gelbes Trikot mehr über, sondern ein schwarz-weißes. Nach mehr als 14 Jahren haben sie Blau-Gelb Groß-Gerau verlassen und bei der TGS Walldorf eine eigene Speedskating-Abteilung gegründet. „Bei der TGS haben wir ja auch angefangen mit dem Sport, und die Stadt Mörfelden-Walldorf hat uns immer unterstützt. So können wir jetzt vielleicht etwas zurückgeben“, erklärt Pascal Ramali.

Derzeit zählt die jüngste TGS-Abteilung nur neun Mitglieder, trainiert aber nach einem anspruchsvollen Plan. Da in Walldorf keine passende Bahn vorhanden ist, wird meist auf Radwegen gefahren, im Winter auch mal in Darmstadt in der Halle. Über Nachwuchsarbeit oder ein Wachstum der Abteilung haben sich die Ramalis noch keine Gedanken gemacht. Das wäre denkbar, aber wohl erst möglich, wenn die eigene aktive Zeit vorbei sei, befinden sie. Außerdem müsse man sich in diesem Fall Gedanken über die Trainingsmöglichkeiten machen, da die Asphaltbahn der TGS zwar gut, aber zu klein sei.

Bericht: A.Keim

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 28.05.2011
echo-online.de